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PanicaleGeschichteDer Ortsname Panicale lässt mehrere Deutungen zu: Pan Kalon benennt einen Ort, "wo alles schön ist". Pania Conia, Pani Calet oder Pania Colta führen zurück auf die Ursprünge in frühgeschichtlicher Zeit. Sie deuten auf einen Hügel hin, der als Kultstätte dem Gott Pan heilig war. Panico oder Pan Colis bezeichnen einen Ort, an dem Hirse kultiviert wird. Diese Deutung findet seine Entsprechung auf dem Stadtwappen von Panicale. Hier finden sich neben dem Greif (als Zeichen der Allianz mit Perugia) ein Turm als Symbol für das Castello nebst zweier Hirseähren wieder. Der Ursprung Panicales geht bis auf das 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Der Hügel wurde bereits zur Zeit der Villanovakultur von indogermanischen Stämmen besiedelt. Im Laufe der Jahrhunderte folgten in chronologischer Reihenfolge Umbrer, Etrusker und Römer. Einige historische Dokumente belegen ein römisches Castrum im Jahre 40 v. Chr., in das sich die Bewohner von Perugia flüchteten, nachdem sie von Kaiser Augustus aus der Stadt fliehen mussten. Während des gesamten Mittelalters ist das Geschick Panicales sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärischer Hinsicht eng mit dem von Perugia verbunden. Im 12. Jh eigene Stadtrepublik untersteht Panicale im 13. Jh der Gerichtsbarkeit von Perugia, um sich 1276 ganz der Signoria von Perugia zu unterwerfen. Dabei gewährt Perugia Panicale größtmögliche Autonomie. Im selben Jahr wird der Mauerring um die Festung wieder aufgerichtet, nachdem er unter dem Kampf zwischen Guelfen und Ghibellinen einige Jahre zuvor großen Schaden erlitten hatte. 1500 wird Panicale das Recht zugestanden, einen wöchentlichen Markt abzuhalten. Panicale entwickelt sich von da ab zum Mittelpunkt der gesamten Region. In der Renaissance erlebte Panicale eine wirtschaftlicher Blütezeit, die der Entwicklung des Ortes und dem allgemeinen Wohlergehen seiner Bevölkerung zugute kam. Namenhafte Künstler wurden beauftragt, die Kirchen Panicales auszuschmücken. Zu ihnen zählte auch der berühmteste Sohn des Ortes, Tommaso di Cristofero Fini, genannt Masolino da Panicale. LagePanicale erstreckt sich auf einem Hügel, einem Ausläufer des Monte Petrarvella, in strategisch günstiger Lage zwischen der weitflächigen Seebene einerseits und dem Tal des Flusses Nestor andererseits. Betrachtet man Panicale von oben, erkennt man einen geschlossen Ring von Mauern, der sich in mehreren Ovalen, einem Schneckenhaus gleich, um eine bestimmte Stelle herum windet - ein Schutzwall von Häusern um den Palazzo del Podestà, dem Sitz des Bürgermeisters. Wie viele Orte wurde Panicale im Mittelalter in der Form eines befestigten Castello (Burg, Festung) angelegt. Der gesamte Ort ist von einem Mauerring umgeben.
Ins Innere gelangt man durch zwei Eingangsportale die Porta Perugina - aus südlicher Richtung - und die Porta Fiorentina - aus nördlicher Richtung. Im Inneren des Borgo fällt auf, dass die drei zentrale Plätze auf drei unterschiedlichen Ebenen angelegt wurden, sinnbildlich für die gesellschaftlichen Machtverhältnisse im Mittelalter: Rundgang durch den OrtAußerhalb der Stadtmauer (Porta Perugina)Die unscheinbare Kirche San Sebastiano aus dem späten Mittelalter birgt in ihrem Inneren ein kunsthistorisches Kleinod. Das Altarbild "Martirio di San Sebastiano" (1505) gilt als ein Meisterwerk des Renaissancekünstlers Pietro Vannucci, gennant "Perugino". Ferner das Fresko "Madonna con bimbo" (1490) aus der Schule des Perugino, welches 1884 aus der Kirche S. Agostino in Panicale entfernt wurde. Die Kirche San Sebastiano ist verschlossen. Im Touristen-Informationsbüro an der Piazza Umberto I kann man sich zu einem geführten Rundgang durch Panicale anmelden, der den Besuch der Kirche San Sebastiano und des Teatro Cesare Caporali mit einschließt. Am Ende der Via Vannucci, in Richtung Porta Fiorentina kommt man am Palazzo Municipale vorbei. Im selben Gebäude befindet sich die Pinacotea Marioffini, die eine Sammlung von 31 Bildern illustrer Persönlichkeiten der Stadtgeschichte beherbergt. Innerhalb der StadtmauerAus südlicher Richtung kommend betritt man das mittelalterliche Borgo durch die Porta Perugina. Sogleich befindet man sich auf der Antica Piazza del Comue, die Piazza Umberto I umbenannt wurde. Wie bereits erwähnt, war die Piazza Marktplatz und Wasserstelle für die Bewohner. Blick- und Mittelpunkt der Piazza ist der ottagonale Brunnen aus Travertin (1473) mit dem Stadtwappen von Perugia und von Panicale. Die Piazza wurde einst so angelegt, dass das Regenwasser in einen Schacht abfließen konnte. Der Brunnen wurde genau über dieser ehemaligen Zisterne errichtet. Palazzo Pretorio, mit zahlreichen eingemeißelten Wappen. Folgt man nun dem ansteigenden Gässchen gelangt man zur Piazza S. Michele Archangelo und der gleichnamigen Kollegiatskirche. An der Piazza Regina Margherita, liegt die Chiesa di San Agostino. Eremitenmönche begannen im 15 Jh mit dem Bau der Kirche, die 1502 fertiggestellt wurde. Die Kirche ist heute entweiht. Hier befand sich einst das Fresko der "Madonna in Trono", das heute in der Kirche San Sebastiano zu sehen ist. An ihrem Ort belassen wurden weitere sehenswerte Fresken aus der Schule von Perugino und Giotto. Der Altar aus Stein wird Cristoforo di Cortona (1513) zugeschrieben. Folgt man der abwärtsführenden Straße in Richtung Seebene gelangt man an eine Stelle, an der zwei Straßen im Winkel aufeinandertreffen. Hier befindet sich die Chiesa della Madonna della Sbarra (Schranke), die so benannt wurde, weil sich hier einst eine Art Zollstelle befand. Die Kirche wurde ursprünglich im Jahre 1415 über dem Standort eines Wunderbildes erbaut, das heute im Inneren der Kirche aufbewahrt wird. Die Kirche ist der Madonna des Schnees ("Madonna delle Nevi") gewidmet, zur Erinnerung an einen außergewöhnlichen Schneefall am 5. August des Jahres 552. Namensgeberin ist Pietro Peruginos "Madonna in Gloria", die im Volksmund in "Madonna della Sbarra", Madonna der Schranke umbenannt wurde. Das Gebäude in seiner heutigen Form geht auf einen Bau aus dem Jahre 1618 zurück. Im Inneren der Kirche wird ein wundersames Bild aus dem Jahre 1415 aufbewahrt und eine "Via Crucis" (Leidensweg)aus dem 18.Jh. Bemerkenswert ist der barocke Altar. Im Obergeschoss der Kirche ist kürzlich das Museo del tulle eröffnet worden. Hier wird unter anderem das Gemälde "La Sacra Famiglia" (Die Heilige Familie) aufbewahrt, das Kunsthistoriker El Greco (dem Griechen) zuschreiben. Umgebung von PanicaleSantuario della Madonna di Mongiovino (loc. Tavernelle)Erbaut in unmittelbarer Nähe des wundersamen Ädikula (Heiligenstock). Der Legende nach (...) Der große Baumeister der Renaissance, Bramante, wurde 1513 mit dem Bau der Wallfahrtskirche beauftragt. Die Kirche wurde nach seinem Tod von seinem Schüler Rocco da Vicenzo fertiggestellt. Der Renaissancebau in Form des griechischen Kreuzes wurde im Lauf der Jahre von verschiedenen Künstler um Bilder und Figuren bereichert. Die langjährigen Restaurierungsarbeiten am Santuario della Madonna di Mongiovino wurden zum Giubileo (Jahrtausendwechsel) abgeschlossen. Die Kirche ist seit jeher ein beliebter Wallfahrtsort. Santuario della Madonna delle Grondici (loc. Tavernelle)Auf einem Hügel inmitten dichter Wälder thront die moderne Wallfahrtskirche (1950 restauriert). An diesem Ort befand sich ehemals ein Bildstock mit einem Marienbildnis, dem die wundersame Rettung eines kleinen Kindes nachgesagt wird. Heute bewahrt die Kirche einen Banner aus dem Jahre 1495 von Gregorio Gregori auf, der die Jungfrau auf dem Thron inmitten des Hlg. Sebastian und Rocco von Gregorio Gregori, genannt "Il Teutonico" zeigt. Castello di Mongiovino (loc. Tavernelle) Die Festung wurde zur Zeit der Kriege Perugias mit den Städten Todi, Spoleto und Arezzo zu Beginn des 15 Jh als strategischer Ort zum Schutz von Castiglione del Lago, Panicale und angrenzender Gebiete errichtet. 1643 wurde es Schauplatz der blutigen Schlacht des päpstlichen Heeres unter der Führung Urban des VIII gegen den Großherzog der Toskana, aus denen das florentinische Heer siegreich hervorging. Heute ist allein die Aussicht von dort oben ein Besuch des geschichtsträchtigen Ortes wert. Berühmte Söhne PanicalesMasolino da PanicaleTommaso di Cristoforo Fino, genannt Masolino da Panicale wurde um 1383 in Panicale geboren. Im Alter von 19 Jahren verließ er mit seiner Familie seinen Gebortsort, um sich in Florenz niederzulassen. Hier entstand 1423 das Gemälde la Madonna con il Bambino. Er war zu seiner Zeit ein angesehener Maler, zählte aber nicht zu den besten. Seine Begegnung mit dem jungen Maler Masaccio (1401-1428) war entscheident für seine künstlerische Entwicklung. Lange Zeit hielt man den fast 20 Jahre jüngeren Masaccio für einen Schüler des Masolino. Die Dinge lagen anders. Die Fresken in der Capella di Sante Caterina in der Kirche San Clemente in Rom sind ein gemeinsames Werk der beiden Künstler. Masolino starb 1447 in Florenz. Giacomo Paneri, genannt Boldrino da Panicale (1331-1391) war einer der gefürchtesten und tapfersten Kondottiere der Geschichte. Bereits in jungen Jahren schloss er sich dem Söldnerheer an. Schon bald darauf gründete er sein eigenes Heer, das in ganz Mittelitalien gefürchtet war. Städte wie Perugia unterstützten ihn mit regelmäßigen Zuwendungen, um sich seine Neutralität und Freundschaft zu sichern. Auf Grund seiner Verwegenheit und Tapferkeit genoß er bei seinen treuen Söldnern eine beispielslose Hochachtung. Der Legende nach sollen diese nach seiner Ermordung den Leichnam mehrere Jahre lang mit sich geführt haben, wenn sie in die Schlacht zogen, bevor sie ihn bestatteten. Museo del tulleDie Tradition des Stickens auf "tulle" (Tüll) wurde in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Frau Anita Belleschi wiederbelebt und in der von ihr gegründeten Schule bis 1978 in Panicale gelehrt. Töchter aus gutem Hause übten die Handarbeit zu ihrem Vergnügen aus, den Frauen aus dem Volk aber diente sie als zusätzliche Einnahmequelle. Als ars panicalensis hat sich die Kunststickerei in Panicale zu einem Bestandteil lokaler Historie etabliert. Zum Gedenken an Anita Belleschi ist vor kurzem das "Museo del tulle" gegründet worden. Es werden hier einige wertvolle Stücke aus dem Privatbesitz und der Schule von Anita Belleschi ausgestellt.
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